Wimmer übernahm die Austria im Jänner 2023. Von 57 Pflichtspielen in seiner Amtszeit wurden 23 gewonnen, 16 endeten Unentschieden und 18 gingen verloren.
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Wien – Wenigstens werden die Dinge beim Namen genannt. Sportdirektor Manuel Ortlechner bezeichnete die Performance der Wiener Austria zuletzt als "beschämend". Trainer Michael Wimmer sprach von "kollektivem Versagen", sah am Sonntag nach dem 0:4 gegen den WAC den "Tiefpunkt erreicht". An diesem Tiefpunkt muss der Coach die Austria verlassen. Am Montag wurde der Deutsche von seinen Aufgaben entbunden. Und es kann noch dicker kommen: Auch Ortlechner ist mehr als angezählt. Einmal mehr steht der Verein vor einem Umbruch.

Warum geht es am Verteilerkreis wieder rund? Nun, die Tabelle lügt nicht. Und sie spricht ein vernichtendes Urteil. Seit der Teilung der Bundesliga in Meister- und Qualifikationsgruppe hält die Austria bei zwei Siegen, vier Unentschieden und drei Niederlagen. Zieht man die inoffizielle Tabelle der Qualifikationsgruppe heran, dann ist die Austria unter den schlechteren Mannschaften der Bundesliga die schlechteste. Mit zehn Punkten steht man vor der letzten Runde gegen Blau-Weiß Linz aufgrund der Tordifferenz hinter Austria Lustenau. Die Formkurve gleicht einer Vertikalen.

Aus der Bahn geworfen

Die Austria hat sich in dieser Saison zweimal völlig aus der Bahn werfen lassen. Der erste Schockzustand trat im August nach dem dramatischen Aus in der Qualifikation zur Conference League gegen Legia Warschau ein. Der zweite Schockzustand machte sich nach dem Verpassen der Meistergruppe im März bemerkbar. Beide Male kam es zum Leistungsknick. Im zehnten Bezirk lässt sich ein Muster erkennen: Die Mannschaft kann mit Rückschlägen nicht umgehen. Wenn es die Aufgabe der sportlichen Leitung ist, eine Mannschaft wieder aufzurichten, dann sind die Verantwortlichen an dieser Herausforderung gescheitert.

Dominik Fitz ist noch einer der Aktivposten bei der Austria. Aber auch er konnte das Ruder bei den Violetten nicht herumreißen.
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Ein Viertel der Meisterschaftspartien hat die Austria nicht in Vollbesetzung beendet. Mit neun Ausschlüssen in 31 Runden belegt man in der Fairnesstabelle den letzten Platz. Wahrlich kein Ruhmesblatt für einen Verein, der sich eigentlich der feinen Klinge verschrieben hat. Immer wieder wurde den Spielern ins Gewissen geredet. Man möge sich nicht selbst schwächen. Ergebnis: Gegen den WAC beklatschte Trainer Wimmer in der 60. Minute eine Entscheidung des Schiedsrichters. Und sah selbst die gelb-rote Karte. Mehr als ein Symbolbild der Auflösungserscheinungen.

Ortlechner an der Kippe

Das Ende der Ära Wimmer hatte sich bereits am Sonntag mit Schlusspfiff abgezeichnet. Sein Gang zu den erbosten Fans ("Wir haben die Schnauze voll!", "Wir wollen die Austria sehen!") wurde von vielen bereits als Abschied gewertet. Bereits im Vorfeld der Partie konnte sich der Trainer, dessen Vertrag noch bis Juni 2025 läuft, nicht über ein Übermaß an Rückendeckung beklagen. "Wir sagen weder, wir stehen komplett hinter ihm, noch, wir schmeißen ihn raus", hatte Sportvorstand Jürgen Werner via Sky ausrichten lassen. Liebeserklärungen klingen anders.

Und jetzt steht auch Ortlechner an der Kippe. Einige im Klub kreiden dem 44-Jährigen den Stillstand in der sportlichen Entwicklung der Kampfmannschaft an. Der Name Michi Wagner geistert bereits als potenzieller Nachfolger durch die Generali-Arena. Wagner sitzt im Verwaltungsrat des Vereins und gewann mit der Austria 2003 das Double. Der 48-jährige Wiener ist im Personalmanagement tätig. Haken an der Sache: Ortlechners Vertrag läuft noch bis Juni 2026, wurde erst 2023 um drei Jahre verlängert. Und die Veilchen sind nicht auf Rosen gebettet.

Hoffnung Playoff

Warum jetzt alles Schlag auf Schlag geht? Der Verein will einen Impuls setzen, irgendwie die verkorkste Saison retten. Die Möglichkeit ist noch da. Am 21. Mai trifft die Austria im Halbfinale des Europacup-Playoffs auf Wolfsberg. Bei einem Sieg geht es am 24. und 28. Mai gegen Hartberg oder Austria Klagenfurt um einen Platz für die zweite Runde der Qualifikation zur Conference League. Als Interimscoach wird der bisherige Co-Trainer Christian Wegleitner eingesetzt. Der 45-Jährige trainierte bis Winter noch den SV Stripfing in der 2. Liga. Auch er ist kein Wunderwuzzi. (Philip Bauer, 13.5.2024)