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Vielfalt mit Genuss: Ernährung bei MS

Original Titel:
Is there any association between dietary inflammatory index and quality of life? A systematic review

DGP – Zur vermeintlich besten Ernährung bei Multipler Sklerose wird vieles berichtet und untersucht.


Meist jedoch gibt es kaum Hinweise darauf, dass spezielle Ernährungsweisen und Nahrungsergänzungen einen Einfluss auf den Verlauf der Erkrankung haben.1 Die Ernährung kann dennoch etwas ausrichten.

Antientzündliche Ernährung kann guttun

Es gibt Hinweise darauf, dass eine antientzündliche Ernährung die Lebensqualität unter anderem bei Menschen mit MS verbessern kann, dies zeigte eine Analyse über 8 Studien.2 Ein Element der entzündungshemmenden Ernährung sind Omega-3-Fettsäuren, beispielsweise aus fetten Meeresfischen. In einer Analyse über 13 Studien und insgesamt 1 353 Menschen mit MS hatten Patienten mit höheren Konzentrationen von Omega-3-Fettsäuren, speziell DHA (Docosahexaensäure), im Mittel einen geringeren Behinderungsgrad (EDSS) als Patienten mit geringerer Omega-3-Fettsäuren-Aufnahme. Dabei konnten antientzündliche Effekte der höheren Omega-3-Fettsäure-Konzentration gezeigt werden.3

Eine Frage des Geschmacks

Wenn Patienten mit MS übergewichtig sind, kann eine kalorienreduzierte Ernährung nicht nur beim Gewichtsverlust helfen, sondern womöglich auch das Immunsystem positiv beeinflussen. In einer Studie mit 36 Menschen mit MS mit einem BMI (body mass index) ab 23 verloren Teilnehmer mit 8-wöchiger kalorienreduzierter Ernährung Gewicht, nicht aber mit einer Kontrolldiät, die 100 % des täglichen Kalorienbedarfs deckte. Eine Ernährung, an der nur an 2 Tagen pro Woche gefastet wurde, erreichte zusätzlich zum Gewichtsverlust auch eine Veränderung der Immunzellen (T-Gedächtniszellen), die bei Autoimmunreaktionen wie der MS eine wichtige Rolle spielen.4

Konkrete, spürbare Besserungen der MS-Symptome wurden jedoch mit Ernährungsstudien bislang insgesamt nicht eindeutig gezeigt.1 Die Ernährung ist somit bei der MS vor allem eine Frage des Geschmacks. Dabei sollte allerdings die Versorgung mit essenziellen Nährstoffen sichergestellt sein.

Bunte Ernährung stellt Vitaminversorgung sicher

Wir brauchen Vitamine und essenzielle Nährstoffe zum Leben. Mit einer vielfältigen, gesunden Ernährung kann eine regelmäßige, natürliche Versorgung meist sichergestellt werden. Der Bedarf bei chronisch Erkrankten kann jedoch anders sein als bei gesunden Personen. Liegt ein bestätigter Nährstoffmangel vor, können auch
Nahrungsergänzungen unterstützen.5 Bei der MS sollten zusätzlich folgende Punkte berücksichtigt werden:

  • Die ausreichende Versorgung mit Vitamin D ist wichtig für Knochen und Immunsystem. Sehr hohe Dosierungen von ergänzendem Vitamin D sollten aber immer medizinisch überwacht werden.5

Die wichtigste Vitamin-D-Quelle ist die körpereigene Bildung über Sonnenbestrahlung der Haut. Geringe zusätzliche Mengen können auch aus Fettfischen (z. B. Lachs, Hering, Makrele) und weniger stark aus Leber, Eigelb und manchen Pilzen gewonnen werden.6

  • Folgen Patienten einer Kohlenhydrat-reduzierten Ernährung, kann es zu einem Mangel an Thiamin (Vitamin B1) und damit einhergehend zu einem erhöhten Risiko für Depression kommen. Eine entsprechende Diät sollte also ärztlich begleitet werden.5

Vollkornprodukte (z. B. Haferflocken) sind besonders reich an Thiamin, es kommt aber auch in Fleisch und manchen Hülsenfrüchten vor.6

  • Riboflavin (Vitamin B2) spielt eine Rolle bei der Bildung von Myelin, einem zentralen Element der Schutzschicht der Nervenzellen. Entsprechend sollte
    gerade bei der MS eine ausreichende Versorgung mit Riboflavin nicht vergessen werden.5

Riboflavin kommt in Innereien, aber auch Milch und Milchprodukten, Nüssen, Hülsenfrüchten und manchen Kohlsorten vor.6

  • Biotin (Vitamin B7) ist für Stoffwechsel und Zellwachstum wichtig. Eine hochdosierte Nahrungsergänzung mit Biotin wird von Experten nach aktueller Studienlage bei progressiver MS nicht empfohlen.5

Für die natürliche Versorgung mit Biotin können Innereien, aber auch Nüsse und Sonnenblumenkerne gegessen werden. Auch gekochtes Ei, Soja, Haferflocken, Pilze und Milchprodukte liefern Biotin.6

  • Speziell bei schubförmig-remittierender MS wurden erhöhte Konzentrationen von Homocystein festgestellt. Dies steht in Zusammenhang mit Neuroinflammation.7 Ein Mangel an Vitamin B12 und Folat kann zu erhöhten Homocystein-Werten führen. Ob der Ausgleich eines solchen Mangels, der zur Senkung des Homocystein-Spiegels beiträgt, auch die MS positiv beeinflussen kann, ist jedoch noch nicht geklärt.5

Vitamin B12 wird von Mikroorganismen hergestellt und von uns aus Fleisch, Fisch und Meeresfrüchten, Eiern und Milchprodukten aufgenommen. Pflanzliche Quellen (z. B. Sauerkraut oder Meeresalgen) können dagegen den Bedarf nicht decken. Folat erhalten wir beispielsweise aus grünem (Blatt-)Gemüse, Tomaten, Hülsenfrüchten, Nüssen und Vollkornprodukten, Kartoffeln, Leber und Eiern.6

  • Während ein zu hoher Salzkonsum als Risikofaktor für Bluthochdruck bekannt ist, ist der Einfluss von Natrium auf die MS noch kaum verstanden und womöglich begrenzt. Allerdings konnte gezeigt werden, dass die Haut von MS-Patienten mehr Salz speichert als die Haut gesunder Kontrollpersonen.8

Ob dies eine Folge entzündlicher Prozesse oder eine der Ursachen ist, werden weitere Untersuchungen zeigen müssen.5 Um nicht zu viel Speisesalz mit der Nahrung aufzunehmen, sollten verarbeitete Lebensmittel weitgehend vermieden werden. Einen geringen Natriumgehalt haben dagegen Gemüse, Obst, unverarbeitete Nüsse und allgemein frische Zutaten.6

Eine bunte, ausgewogene und vitaminreiche Ernährung mit viel Obst und Gemüse sowie mehr Fisch als Fleisch ist somit auch bei MS gesund und kann die Lebensqualität steigern. Nahrungsergänzungen und spezielle Diäten sind nach aktueller Studienlage nur bei bestätigtem Mangel und mit ärztlicher Betreuung sinnvoll.

 

Weitere Informationen zur MS finden Sie unter https://www.ms-gateway.de/

 

Mit freundlicher Unterstützung der Bayer Vital GmbH

 

Referenzen:

1: Parks NE, Jackson-Tarlton CS, Vacchi L, Merdad R, Johnston BC. Dietary interventions for multiple sclerosis-related outcomes. Cochrane Database Syst Rev. 2020 May 19;5(5):CD004192. doi: 10.1002/14651858.CD004192.pub4. PMID: 32428983; PMCID: PMC7388136. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32428983/

2: Golmohammadi M, Kheirouri S, Ebrahimzadeh Attari V, Moludi J, Sulistyowati R, Nachvak SM, Mostafaei R, Mansordehghan M. Is there any association between dietary inflammatory index and quality of life? A systematic review. Front Nutr. 2022 Dec 22;9:1067468. doi: 10.3389/fnut.2022.1067468. PMID: 36618692; PMCID: PMC9815464. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/36618692/

3: Ghasemi Darestani N, Bahrami A, Mozafarian MR, Esmalian Afyouni N, Akhavanfar R, Abouali R, Moradian A, Lorase S. Association of Polyunsaturated Fatty Acid Intake on Inflammatory Gene Expression and Multiple Sclerosis: A Systematic Review and Meta-Analysis. Nutrients. 2022 Nov 2;14(21):4627. doi: 10.3390/nu14214627. PMID: 36364885; PMCID: PMC9656750. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/36364885/

4: Fitzgerald KC, Bhargava P, Smith MD, Vizthum D, Henry-Barron B, Kornberg MD, Cassard SD, Kapogiannis D, Sullivan P, Baer DJ, Calabresi PA, Mowry EM. Intermittent calorie restriction alters T cell subsets and metabolic markers in people with multiple sclerosis. EBioMedicine. 2022 Aug;82:104124. doi: 10.1016/j.ebiom.2022.104124. Epub 2022 Jul 8. PMID: 35816900; PMCID: PMC9283513. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/35816900/

5: Zielińska M, Michońska I. Macronutrients, vitamins and minerals in the diet of multiple sclerosis patients. Postep Psychiatr Neurol. 2022 Sep;31(3):128-137. doi: 10.5114/ppn.2022.121730. Epub 2022 Nov 29. PMID: 37082222; PMCID: PMC9946369. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/37082222/

6: Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE). Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr. abgerufen am 30.5.2023. https://www.dge.de/wissenschaft/referenzwerte/

7: Li X, Yuan J, Han J, Hu W. Serum levels of Homocysteine, Vitamin B12 and Folate in Patients with Multiple Sclerosis: an Updated Meta-Analysis. Int J Med Sci. 2020 Mar 5;17(6):751-761. doi: 10.7150/ijms.42058. PMID: 32218697; PMCID: PMC7085269. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32218697/

8: Huhn K, Linz P, Pemsel F, Michalke B, Seyferth S, Kopp C, Chaudri MA, Rothhammer V, Dörfler A, Uder M, Nagel AM, Müller DN, Waschbisch A, Lee DH, Bäuerle T, Linker RA, Haase S. Skin sodium is increased in male patients with multiple sclerosis and related animal models. Proc Natl Acad Sci U S A. 2021 Jul 13;118(28):e2102549118. doi: 10.1073/pnas.2102549118. PMID: 34260395; PMCID: PMC8285971. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34260395/

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