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SPD
: Sigmar Gabriel sieht “zwiespältiges Bild” von Gerhard Schröder

Am Sonntag wird Gerhard Schröder 80 Jahre alt. Viele Parteikollegen haben sich von ihm abgewandt. Ex-SPD-Chef Sigmar Gabriel wirbt für einen differenzierten Blick.


Quelle: ZEIT ONLINE,
AFP,
dpa,
mp

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SPD: Der frühere SPD-Chef Sigmar Gabriel (links) mit Altkanzler Gerhard Schröder im Jahr 2016
Der frühere SPD-Chef Sigmar Gabriel (links) mit Altkanzler Gerhard Schröder im Jahr 2016
© Federico Gambarini/​dpa

Der frühere SPD-Chef Sigmar Gabriel hat anlässlich des 80. Geburtstags seines Parteikollegen Gerhard Schröder ein zwiespältiges Urteil über den Ex-Kanzler gefällt. Ohne dessen Nähe zu Russland und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin wären zu Schröders rundem Geburtstag an diesem Sonntag große Reden über ihn gehalten worden, sagte Gabriel dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). “Wenn sein Verhältnis zu Russland ein selbstkritisches gewesen wäre, wäre er im Rückblick ein wirklich großer Kanzler gewesen, der viel bewirkt hat”, sagte Gabriel. “Aber so bleibt das Bild ein zwiespältiges.”

In den 1990er-Jahren habe Schröder die SPD “aus ihrem Dornröschenschlaf geholt und in die Mitte der Gesellschaft geführt”, sagte Gabriel. Ferner habe er Deutschland in einen Kriegseinsatz in Afghanistan geführt, aber vor einem Kriegseinsatz im Irak bewahrt. “In jedem Fall bleibt ein polarisierendes Bild von Schröder”, sagte Gabriel.

Schröder war von 1998 bis 2005 Bundeskanzler. Wegen seiner Lobbytätigkeit für russische Energiekonzerne und seiner persönlichen Nähe zu Russlands Präsident Putin steht er auch innerhalb der SPD in der Kritik. Mehrere Ortsverbände der Partei, deren Vorsitzender er von 1999 bis 2004 war, strebten einen Ausschluss Schröders an, scheiterten damit aber an der Schiedskommission des Unterbezirks Hannover.

Gerhard Schröder kritisiert SPD-Führung

Gabriel, der seine politische Karriere wie Schröder in Niedersachsen begonnen hatte, war unter Schröder Bundesumweltminister. Unter dessen Nachfolgerin Angela Merkel (CDU) wurde er Bundeswirtschaftsminister und schließlich Außenminister.

Das Verhältnis zwischen Schröder und der aktuellen SPD-Führung ist wegen der Russlandnähe des Ex-Kanzlers stark angespannt. In einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung warf Schröder der Parteispitze vor, “den Kompass verloren” zu haben. SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert sagte, er werde nicht zu Schröders Geburtstagsfeier kommen. “Ich glaube, ich habe auch keine Einladung bekommen”, fügte er hinzu. 

Kühnert hatte zuvor bereits in der Sendung Frühstart von RTL und ntv deutlich gemacht, dass er Schröder nicht zum Geburtstag gratulieren werde. “Gerhard Schröder findet seit mehr als zwei Jahren keine klaren Worte zum völkerrechtswidrigen Angriffskrieg von Wladimir Putin”, kritisierte Kühnert. Das sei “mehr als eine Meinungsverschiedenheit”.