Frauenkirche in Dresden - Zerstörung und Wiederaufbau einer der berühmtesten Kirchen Europas
Kościół wśród odbudowanej zabudowy Neumarkt. Fot. Geo-Loge, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Frauenkirche in Dresden – Zerstörung und Wiederaufbau einer der berühmtesten Kirchen Europas

Die Marienkirche in Dresden (deutsch: Frauenkirche) ist eine barocke lutherische Kirche auf dem Neumarkt. Dieses monumentale Gebäude ist eines der bekanntesten und bekanntesten Denkmäler der protestantischen Kirchenarchitektur in Europa und neben dem Straßburger Münster das größte Sandsteingebäude der Welt. Während des Zweiten Weltkriegs wurde es schwer beschädigt und stürzte schließlich am Morgen des 15. Februar 1945 in sich zusammen. In der DDR blieb es als Ruine für immer eine Erinnerung an die Schrecken des Krieges. Erst in den 1980er Jahren wurde beschlossen, sie wieder aufzubauen. Der Wiederaufbau, der von 1994 bis 2005 dauerte, wurde von der Dresdner Bank, Vereinen von Liebhabern der Stadt und Einzelspendern aus der ganzen Welt finanziert.

Bereits im 11. Jahrhundert stand an der Stelle der heutigen Frauenkirche eine kleine romanische Kirche, die der Jungfrau Maria geweiht war. Im Mittelalter wurde sie mehrfach umgebaut: Ende des 13. Jahrhunderts wurde sie in eine gotische Hallenkirche umgewandelt, Ende des 15. Jahrhunderts erfolgte ein weiterer Umbau, diesmal im spätgotischen Stil. Im Jahr 1722 beschloss der Dresdner Stadtrat, die alte Kirche abzureißen und an ihrer Stelle eine neue zu errichten. Das Projekt wurde von dem Stadtbaumeister George Bähr in Auftrag gegeben. Die Bauarbeiten begannen im Jahr 1726 und dauerten bis 1743.

Entwurfszeichnung von George Bähr. Foto: Kongressbibliothek Washington, DC

Die Konstruktion der Kuppel sollte ursprünglich aus Holz bestehen und mit Kupfer verkleidet werden, doch Bähr setzte sich dafür ein, die Kuppel aus Stein zu bauen, da sie in dieser Version viel eindrucksvoller gewesen wäre. Diese Idee wurde vom sächsischen Kurfürsten August III. von Sachsen unterstützt, der davon träumte, in seiner Hauptstadt ein Bauwerk nach dem Vorbild der venezianischen Kirche Santa Maria della Salute zu haben. Schließlich wurde die Idee angenommen. Auf dem Leuchtturm wurde ein Kreuz angebracht, und damit war der Bau vollendet. Die Frauenkirche war einer der bedeutendsten protestantischen Sakralbauten des deutschen Barocks. Die auf einem zentralen Grundriss entworfene Kirche wurde von einer Kuppel gekrönt, die fast vollständig aus Sandsteinblöcken bestand. Sie war eine einzigartige Konstruktion, vergleichbar mit Werken wie der Kuppel von Michelangelo auf dem Petersdom in Rom.

Frauenkirche am Neumarkt (um 1898) Foto Library of Congress – Library of Congress catalogue : https://www.loc.gov/pictures/item/2017660049 Original URL: https://hdl.loc.gov/loc.pnp/ppmsca .52545

Die Umrisse der Außenwände bildeten ein annäherndes Quadrat, aus dem nur eine halbkreisförmige Aussparung für den Chor hervortrat. Eine zweiflügelige Fächertreppe führte auf den erhöhten Boden im Inneren, der die Kanzel flankierte, hinter der sich ein monumentaler Barockaltar befand, der von einem Orgelprospekt gekrönt wurde. Die Proportionen der schlanken Säulen und der hohen, schmalen Fenster erinnerten an die gotischen Kathedralen. Die Kirche hatte eine Gesamthöhe von 91,23 m, war 41,96 m breit und 50,02 m lang. Während des Siebenjährigen Krieges wurde die Kuppel 1760 von der preußischen Artillerie beschossen. Sie erwies sich jedoch als stark genug, dass die Granaten von ihr abprallten und die Kirche die Belagerung ohne größere Schäden überstand. In den folgenden Jahren wurden zahlreiche Maßnahmen zur Stabilisierung der Struktur des Gebäudes ergriffen, da im Laufe der Jahre Fehler beim Bau ans Licht kamen, die zu Rissen in den Wänden führten.

Die Kirche am Ende des 19. Jahrhunderts und heute. Foto: http://www.bildindex.de Bildarchiv Foto Marburg, gemeinfrei, über Wikimedia Commons und Netopyr, CC BY-SA 3.0, über Wikimedia Commons

Nach den berüchtigten Angriffen amerikanischer und britischer Bomber auf Dresden in der Nacht vom 13. zum 14. Februar 1945 brannte die Kirche vollständig aus. Zwar waren einige der Fenster schon vorher zugemauert worden, doch der Rest wurde durch Bombeneinschläge und Flammen zerstört oder schwer beschädigt. Die Frauenkirche war dem Feuer, das in der Innenstadt wütete und Temperaturen von bis zu 1.200 Grad Celsius erreichte, schutzlos ausgeliefert. Nach dem Überfall auf den Neumarkt überlebte praktisch kein einziges Haus. Am Morgen des 15. Februar stürzte der Tempel mit einem gewaltigen Knall ein, weil die unterschiedlichen Temperaturen auf den nicht sehr widerstandsfähigen Sandstein einwirkten. Nur zwei Teile der Seitenwände stürzten nicht ein. Das Gebäude verschwand aus dem Stadtbild, und die geschwärzten Steine harrten 45 Jahre lang in einem Schutthaufen aus, während die kommunistischen Behörden Ostdeutschland regierten.

Stadtpanorama 1910 und 1972, rechts ist die Frauenkirche zu sehen. Foto vonbbisch94, CC BY-SA 4.0, über Wikimedia Commons und Public Domain, über Wikimedia Commons



Schon kurz nach dem Krieg begannen die Dresdner Bürger mit der Bergung und Katalogisierung der Überreste, um sie für den späteren Wiederaufbau zu nutzen. Im Jahr 1947 wurden die Reste des Altars gesichert und eingemauert, um sie vor schädlichen Witterungseinflüssen zu schützen. Auch die 850 erhaltenen Steine wurden inventarisiert und eingelagert. 40 Jahre lang, zu DDR-Zeiten, blieb die Frauenkirche als Gedenkruine mitten in der Stadt, ähnlich wie die Ruine der Berliner Gedächtniskirche. Viele der überlebenden Bewohner gedachten hier der bei den Bombenangriffen getöteten Familienangehörigen, die keine Gräber hatten.

Ruinen der Frauenkirche, Oktober 1985. Foto von Hajotthu, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Im Jahr 1985, als der Wiederaufbau der Semperoper abgeschlossen war, erstellte der Dresdner Stadtrat einen langfristigen Plan für den Wiederaufbau weiterer Denkmäler, der auch den Wiederaufbau der Frauenkirche beinhaltete. Als Hauptgründe wurden der fortschreitende Verfall der Ruine und die damit einhergehende Beeinträchtigung des Denkmalcharakters genannt. Nach der politischen Wende wurde der endgültige Beschluss gefasst, das baufällige Bauwerk zu rekonstruieren. Spenden aus den verschiedensten Quellen trugen dazu bei, rund zwei Drittel der Baukosten von insgesamt 179 Millionen Euro zu decken. Die fehlenden 65 Millionen wurden von der Stadt Dresden, dem Land Sachsen und dem Bund aufgebracht.

Frauenkirche
Kräne helfen bei der Beseitigung der Trümmer, ca. 1993. Foto von Anne-Marie Steenbergen, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Unter der Prämisse, beim Wiederaufbau sowohl historische Materialien als auch zeitgenössische Erkenntnisse und Bautechniken zu verwenden, mussten einige technische Fragen geklärt werden, u. a. zur Statik der Kirche und zur Witterungsbeständigkeit des Baumaterials. Als Grundlage für das Projekt dienten überlieferte historische Pläne und Skizzen. Auch die Ruine selbst, die sowohl große als auch kleine erhaltene Fragmente des Bauwerks enthielt, stellte eine große Informationsquelle dar. Mit Hilfe der neuesten Computertechnologie und der gewonnenen Informationen wurde ein dreidimensionales Modell des Gebäudes erstellt. Speziell für den Wiederaufbau wurde ein wetterfester Unterstand entwickelt, der nach Erreichen der Bauphase mit Hilfe von Hydraulikhebern angehoben werden konnte. So konnten die Arbeiten unter allen Bedingungen und bei jeder Witterung, auch im Winter, ohne Unterbrechung durchgeführt werden.

Mai 2003. Foto von Sir James, CC BY-SA 3.0, über Wikimedia Commons

Anfang 1993 wurde damit begonnen, die Ruine Stein für Stein abzutragen und zu dokumentieren. Alle noch verwertbaren Teile wurden vermessen, katalogisiert und gelagert. Anhand der Lage im Schutt konnte mit Hilfe speziell entwickelter Computer-Geolokalisierungsprogramme bei vielen von ihnen die ungefähre ursprüngliche Position im Gebäude bestimmt werden. Insgesamt wurden mehr als 8.000 Elemente geborgen; 3.539 wurden für die anschließende Rekonstruktion verwendet, die in die Außenfassade integriert wurde. Auch die erhaltenen Reste der Ecktürme und des Chors wurden in den Neubau einbezogen. Nicht wenige der gefundenen großen Elemente wurden an ihren ungefähren Platz zurückgebracht – mit Hilfe einer Computersimulation, die es erlaubt, Objekte in einer dreidimensionalen Umgebung in unzähligen Kombinationen zu bewegen, wurde die ursprüngliche Position der einzelnen erhaltenen Elemente anhand ihrer Lage in der Ruine untersucht. Letztendlich machen die Elemente aus der Ruine etwa 34 % der neuen Konstruktion aus.

Blick von Süden, der den größten erhaltenen Mauerabschnitt zeigt, der in den Neubau integriert wurde. Foto von Ingersoll, Public domain, via Wikimedia Commons


Aufgrund der dunklen Patina, die das alte Gebäude überzieht und die durch Hitze und jahrelange Witterungseinflüsse entstanden ist, die einen natürlichen Prozess der Verfärbung des Sandsteins durch Oxidation des darin enthaltenen Eisens hervorrufen, stehen die neuen und alten Elemente in starkem Kontrast zueinander, wodurch das Gebäude wie ein Puzzle wirkt. Auch die neuen Elemente werden im Laufe der Zeit allmählich nachdunkeln, aber der Unterschied zwischen dem alten und dem neuen Gebäude wird noch viele Jahre nach dem Wiederaufbau deutlich sichtbar bleiben. am 13. April 2004 wurde das letzte Stück der Kuppel aufgesetzt, womit der eigentliche Bau abgeschlossen war. Im Juni desselben Jahres wurde die Holzkonstruktion des kupferverkleideten Abschlusses zusammen mit dem Kreuz auf die Laterne über der Kuppel gesetzt, wodurch die Frauenkirche eine Höhe von 91,24 Metern erreicht und zum markantesten Wahrzeichen Dresdens wird. Bei der Rekonstruktion des Innenraums wurden Bänke eingebaut und neue Gemälde angefertigt. Für die Rekonstruktion wurden Tausende von alten Fotografien, Erinnerungen von Gläubigen und kirchlichen Würdenträgern und andere Dokumente herangezogen.

Der Altar mit der Orgel im Jahr 1909 und heute. Foto von Paul Schumann (1855-1927), gemeinfrei, über Wikimedia Commons und Andraszy, CC BY-SA 4.0, über Wikimedia Commons

Im Jahr 2005 wurde eine Orgel mit 4873 Pfeifen des Straßburger Orgelbauers Daniel Kern eingebaut. Die Bronzestatue Martin Luthers, ein Werk des Bildhauers Adolf von Donndorf aus dem Jahr 1885, hat die Bombardierung überstanden. Sie wurde restauriert und an ihren früheren Platz vor dem Eingang der Kirche zurückgebracht. Schließlich wurden alle Arbeiten 2005 abgeschlossen, ein Jahr früher als geplant zum 800-jährigen Jubiläum der Stadt. 30. Oktober 2005. Die Frauenkirche wird wieder eingeweiht und erhält damit ihre frühere Funktion als Kirche zurück. Der sächsische Landesbischof Jochen Bohl weiht den Taufstein, die Kanzel und die gesamte Kirche ein. Während der Zeremonie wurden auch die liturgischen Geräte in die Kirche zurückgebracht. Die Zeremonie fand im Beisein von 1 700 geladenen Gästen, darunter der Herzog von Kent, die Botschafter des Vereinigten Königreichs, der Vereinigten Staaten und Frankreichs, sowie Tausender Menschen auf dem Neumarkt statt. Bundespräsident Horst Köhler und Bundeskanzler Gerhard Schröder nahmen ebenfalls an der Zeremonie teil.

Frauenkirche Dresden mit Martin-Luther-Denkmal, 2024. Foto von Toniklemm, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Nach der kirchlichen Zeremonie hielt Bundespräsident Horst Köhler eine Ansprache, in der er die Frauenkirche als Symbol der deutschen Einheit bezeichnete. Bischof Jochen Bohl bedankte sich anschließend bei den Verantwortlichen und Unterstützern der Restaurierung. Weitere Feierlichkeiten fanden am darauffolgenden Tag, dem 31. Oktober, dem Reformationstag, statt.

Der Wiederaufbau der Frauenkirche ist Teil einer groß angelegten Kampagne zur umfassenden Restaurierung der beschädigten Dresdner Baudenkmäler. Es handelt sich um das größte Vorhaben dieser Art in Europa.

Quelle: podrozepoeuropie.pl, frauenkirche-dresden.de

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