Sjögren-Erkrankung: Erhöhtes Lymphomrisiko nur bei zwei von drei neu identifizierten Subtypen

Clusteranalysen

Sjögren-Erkrankung: Erhöhtes Lymphomrisiko nur bei zwei von drei neu identifizierten Subtypen

Nimmt man Symptome, Klinik und biologische Manifestationen zusammen, gibt es offenbar drei Subgruppen von Sjögren-Patientinnen und -Patienten mit jeweils unterschiedlicher Prognose.

Dr. Bianca BachVon Dr. Bianca Bach Veröffentlicht:

Paris. Ein französisches Forschungsteam hat über Clusteranalysen drei distinkte Morbus-Sjögren-Subtypen identifiziert, die offenbar auch unterschiedlich verlaufen (Lancet Rheumatol 2024; online 1. März).

Lymphome entwickelten nur Patienten mit entweder hoher systemischer Krankheitsaktivität (high systemic disease activity, HSA) oder deutlicher B-Zellaktivität trotz geringer Symptomlast (B-cell-active disease with low symptom burden, BALS).

Anders als in vergleichbaren früheren Studien, die nur subjektive Krankheitszeichen zugrunde legten, wurden in dieser Clusteranalyse auch klinische Befunde und biologische Manifestationen berücksichtigt. Das erklärt auch die beobachtete geringe Übereinstimmung mit einer älteren Untersuchung, die in der Studie evaluiert wurde.

„Symptombasierte Klassifizierungen könnten ein nützliches Werkzeug sein, um zu identifizieren, welche Patienten eher dazu neigen, Gesundheitsdienste in Anspruch zu nehmen, oder welche eine beeinträchtigte Lebensqualität haben, während die von uns hier vorgestellte Stratifizierung Patienten mit hoher systemischer Krankheitsaktivität (HSA-Cluster) und solche mit dem höchsten Risiko für neu auftretende Lymphome (BALS- und HSA-Cluster) identifizieren könnte“, schreiben die Autoren und Autorinnen.

Eingeschlossen waren Sjögren-Patienten aus zwei unabhängigen französischen Kohorten: der Paris-Saclay-Kohorte, einer Querschnittsstudie mit Rekrutierung von 1999 bis 2022, und der Assessment of Systemic Signs and Evolution of Sjögren’s Syndrome (ASSESS)-Kohorte mit Einschluss 2006-2009, die auch zur Validierung diente. In der ersten Gruppe waren 534 Patienten, in der zweiten 395. Je 94 Prozent waren Frauen, das mediane Alter betrug 54 und 53 Jahre.

Subjektive und objektive Krankheitszeichen erfasst

Krankheitsaktivität und Symptomlast im Verlauf wurden anhand des European Alliance of Associations for Rheumatology (EULAR) Sjögren’s Syndrome Disease Activity Index (ESSDAI) und des EULAR Sjögren’s Syndrome Patient Reported Index (ESSPRI) erfasst.

In den ESSDAI gehen konstitutionelle Symptome, Lymphadenopathie, glanduläre, artikuläre, pulmonale, kutane, renale, muskuläre, hämatologische Manifestationen und solche am peripheren oder zentralen Nervensystem ein. Der ESSPRI erfasst Schmerzen, Fatigue und Sicca-Beschwerden.

Neben HSA und BALS gab es eine dritte abgrenzbares Gruppe mit wenig systemischer Aktivität und niedriger Symptomlast (low systemic disease activity and high symptom burden, LSAHS).

Während der Nachbeobachtung in der ASSESS-Kohorte verschlechterten sich Krankheitsaktivität und Symptomlast in der BALS-Gruppe. Nachdem anfangs noch 49 Prozent von 186 Personen einen ESSPRI-Score < 5 hatten, waren es zu Monat 60 nur noch 36 Prozent. Im BALS-Cluster bekamen nach im Median 70 Monaten drei Prozent ein Lymphom. Im HSA-Cluster mit 158 Personen waren es vier Prozent. Mit im Median 23 Monate nach Studieneinschluss erkrankten letztere deutlich eher. Alle Teilnehmenden aus der Paris-Saclay-Kohorte mit Lymphom waren ebenfalls dem HSA- oder BALS-Cluster zuzuordnen.

„Die Ergebnisse legen heterogene pathophysiologische Mechanismen, unterschiedliche Krankheitsstadien oder beides nahe“, lautet das Fazit der Autoren. Künftig könnten diese Cluster dazu beitragen, Patienten in klinischen Studien besser zu stratifizieren.

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